Kommen wir doch direkt auf den Punkt: Eine magische Anzahl an Wörtern, die Platz-eins-Rankings bei jedem Themengebiet garantiert, gibt es nicht. Leider. Dir und mir bliebe einiges an Arbeit erspart, wenn eine hohe Platzierung in den Suchergebnissen (SERPs) nur von einer bestimmten Textlänge abhängig wäre. Doch nicht die Quantität, sondern die Qualität deiner Inhalte, entscheidet über das Ranking bei Google.
Vielleicht bist du während deiner Recherche bereits auf ähnliche Aussagen gestoßen:
"Ein SEO-Text muss aus mindestens 300 Wörtern bestehen."
"Sogar Goldfische haben eine höhere Aufmerksamkeitsspanne als der Mensch. Einen Text aus über 3.000 Wörtern liest sich keiner durch."
Diese SEO-Mythen sind zwar weit verbreitet – entsprechende Belege oder eine offizielle Bestätigung von Google zur optimalen SEO-Textlänge gibt es jedoch nicht. Ganz im Gegenteil.
Ist die Textlänge ein offizieller Ranking-Faktor bei Google?
Bei der Bewertung von Websites berücksichtigt der Algorithmus der marktführenden Internet-Suchmaschine über 200 unterschiedliche Ranking-Faktoren. Wie die einzelnen Kriterien dabei untereinander gewichtet werden, verrät Google nicht.
Deshalb haben sich Webmaster aus der ganzen Welt zusammengetan und auf Basis unzähliger Daten eine Liste aller bisher bekannten Ranking-Faktoren erstellt. Einige SEOs gehen davon aus, dass inhaltliche Faktoren rund 25 Prozent der Gesamtbewertung einer Seite ausmachen.
Die Textlänge zählt jedoch nicht zu Googles Ranking-Faktoren. John Müller, der Senior Webmaster Trends Analyst von Google, bestätigte mehrfach, dass die Wortanzahl eines Textes nicht über das Ranking entscheidet.
"Warum sollte eine Suchmaschine die Wortanzahl als Metrik benutzen?"
Wie lege ich die Länge eines suchmaschinenoptimierten Textes fest?
Wenn du das Anliegen der Suchenden in den Fokus deiner Texterstellung stellst, wirst du Website-Inhalte kreieren, die Nutzende lieben und die Google mit hohen Platzierungen in den Suchergebnissen belohnt.
Suchintention und Informationsbedarf überprüfen
Jede Suchanfrage beginnt mit einer konkreten Absicht. Die suchende Person möchte sich informieren, etwas kaufen oder navigiert werden. Deine Aufgabe als Texter:in besteht darin, die Suchintention zu verstehen und deine Inhalte daraufhin auszurichten.
Die Informationen auf deiner Seite sollten dabei ausführlich genug sein, um die Fragestellung der suchenden Person vollständig zu beantworten. Gleichzeitig soll der Text überschaubar bleiben, sodass die Person schnellstmöglich an ihr Ziel gelangt. Kurz gesagt, der optimale SEO-Text ist so lang wie nötig und so kurz wie möglich.
Textlänge berechnen anhand der Top-10-Treffer
Wer ganz oben in den Suchergebnissen mitspielen möchte, muss zunächst einmal verstehen, was die Websites auf Seite eins alles richtig machen. Denn Google überlässt das Ranking nicht dem Zufall. Bei jeder Suchanfrage wird die Relevanz zwischen der suchenden Person und Millionen von Websites evaluiert. Die relevanteste Seite landet daraufhin auf Platz eins der Suchergebnisse.
Ganz nach dem Motto "Learn from the best!", können zahlenaffine SEOs die optimale Textlänge anhand der durchschnittlichen Wortanzahl der Suchergebnisse eins bis zehn berechnen.
Und so funktioniert's:
Gib dein Haupt-Keyword in die Google-Suche ein (im Inkognito-Modus).
Notiere dir jeweils die Anzahl an Wörtern der organischen Suchergebnisse auf Seite eins. (Die Wörter musst du selbstverständlich nicht händisch zählen. Dafür gibt es viele kostenlose Online-Textanalyse-Tools.)
Dann berechnest du die durchschnittliche Wortanzahl der ersten zehn Suchergebnisse.
Die Maximal- und Minimallängen dienen als Leitplanken für deine Texterstellung. Wenn möglich, solltest du diese Schwellen nicht über- oder unterschreiten. Orientiere dich an der goldenen Mitte, also der durchschnittlichen Textlänge aller Suchergebnisse.
Für diesen Blogartikel habe ich die durchschnittliche Wortanzahl der Top-10-Treffer zum Keyword "SEO-Textlänge" berechnet. Ob ich selbst die goldene Mitte treffen konnte, verrate ich dir am Ende.
Ein weiterer Vorteil der Wettbewerbsanalyse besteht darin, dass du dir einen Überblick über alle relevanten Unterthemen verschaffst. Die Inhalte der Top-10-Treffer geben dir eine grobe inhaltliche Struktur deines Textes vor:
Welche Unterthemen behandeln die anderen Suchergebnisse?
Gibt es Begriffe, die in meinem Text unbedingt vorkommen müssen?
Mit welchen Content-Formaten werden die Informationen vermittelt?
Welche Informationen fehlen, die den Nutzenden einen noch größeren Mehrwert bieten?
Achtung: Lass dich gerne von der Konkurrenz inspirieren, kopieren darfst du sie aber nicht! Eins-zu-eins kopierte Texte werden als Duplicate Content bezeichnet und von der Suchmaschine abgestraft.
Studien zeigen, Google bevorzugt doch lange Blogartikel?
Content muss also keine bestimmte Länge haben, um im Ranking nach oben zu klettern. Wieso hält sich dieser Mythos dann so erbittert? Wahrscheinlich, weil viele Studien das Gegenteil behaupten.
Google liebt lange Texte. Jedenfalls dann, wenn es die Nutzenden auch tun. Und das ist bei ausführlichen Blogartikeln häufig der Fall.
Eine amerikanische Studie analysierte über 912 Millionen Blogartikel bezüglich ihrer Anzahl von Social Shares und Backlinks. Bei der Interaktion zeigte sich ein klarer Trend: Längere Texte sind in den sozialen Medien besonders beliebt und werden bei Facebook, Twitter & Co. häufiger geteilt als kurze Artikel.
Tatsächlich erhält Content, bestehend aus 1.000-2.000 Wörtern, durchschnittlich 56 Prozent mehr Social Shares als Inhalte mit weniger als 1.000 Wörtern. Wird jedoch die 2.000 Wörtermarke erreicht, geht die Anzahl an Shares schlagartig zurück.
Noch deutlicher zeigte sich diese Entwicklung bei der Anzahl an Backlinks: Je länger der untersuchte Blogartikel, desto mehr Backlinks generiert die Seite.
Backlinks sind Verlinkungen von externen Domains auf deine Website. Diese Links werden von Google als Empfehlung für deinen Content interpretiert und gelten als einer der Top-Ranking-Faktoren.
Lange Texte haben aus SEO-Sicht noch weitere Vorteile, die sie im Ranking nach oben befördern:
In einem langen Text können besonders viele Keywords verarbeitet werden, sodass die Seite potenziell zu mehr Suchanfragen rankt.
Die Lesenden verbringen deutlich mehr Zeit auf einer Seite mit viel Text. Dies steigert die Verweildauer – ein entscheidender Faktor für die User Experience.
Lange Texte beantworten häufig mehr Fragen, wodurch die Bounce Rate sinkt. Auch dieses Nutzungssignal wirkt sich positiv auf die Bewertung einer Seite aus.
Diese Erkenntnisse fand ich zunächst sehr spannend, jedoch stelle sich mir die Frage, ob das amerikanische Suchverhalten mit dem des deutschen Raums vergleichbar ist. Und so stieß ich auf eine deutsche Studie, die die durchschnittliche Textlänge je nach Branche untersucht hat.
Die Ergebnisse kurz und knapp zusammengefasst:
Die ersten zehn Suchergebnisse bestehen durchschnittlich aus 1.692 Wörtern.
Jedoch variiert die Wortanzahl der Top-10-Treffer je nach Branche stark.
Nutzende suchen bei der Finanzplanung nach detaillierten Informationen (Ø 2.581 Wörter).
In der Camping-Branche reichen bereits wenige Wörter für Top-Platzierungen aus.
Mein Fazit zur SEO-Textlänge
Alle Studienergebnisse führen uns zurück zum anfänglichen Statement "Wenn die Nutzer:innen deine Inhalte lieben, wird Google es ihnen gleichtun". Bei der SEO-Texterstellung gibt es kein zu kurz oder zu lang – nur Texte, die die Erwartungen der Suchenden erfüllen oder nicht.
Damit es erst gar nicht dazu kommt, dass potenziellen Lesenden deine Texte zu kurz oder zu lang sind, überprüfst du vorm Verfassen immer die Suchintention der Nutzenden. Dafür reicht es oft schon aus, dich in ihre Lage zu versetzen:
Wenn du nach einer privaten Altersvorsorge suchst, erwartest du detaillierte Informationen oder reicht ein kurzer Beitrag aus?
Wenn du nach einem Campingplatz in Frankreich suchst, erwartest du einen langen Text oder überzeugen dich Bilder und Videos?
Falls du dir trotzdem unsicher darüber bist, welche Erwartungen die Nutzenden an ein Thema stellen, kannst du dir die bereits rankenden Top-10-Treffer in den SERPs zur Hilfe nehmen. Diese Ergebnisse entsprechen bereits der Suchintention der Suchenden – sonst wären sie nicht auf Seite eins.
Eine weitere Technik, die wir als Content-Marketing-Agentur beim Herausarbeiten der Suchintention nutzen, ist die Persona-Methode. Dabei bestehen Nutzende nicht nur aus Zahlen und allgemeinen Beschreibungen, sondern stellen Individuen mit ihren eigenen Interessen, Gefühlen, Gewohnheiten und Sorgen dar.
Für weitere Tipps rund um die Content-Optimierung, schau dich gerne auf unserem SEO-Blog um!
PS: Mein Blogartikel besteht aus 1.163 Wörtern. Konnte ich mit dieser Textlänge alle deine Erwartungen erfüllen? Schreib es mir doch gerne in die Kommentare!