Klar ist, Pinterest und Instagram sind zwei soziale Netzwerke, die von Bildern leben. Von schönen Fotos von Freund:innen, Bekannten, Produkten oder Unternehmen. Vom Teilen und der Interaktion. In der einen App scrollst du deinen Feed runter und siehst, was deine Freund:innen gerade so treiben, verteilst Likes und schreibst vielleicht noch einen Kommentar. In der anderen App gibst du einen Suchbegriff ein und arbeitest dich langsam und gemächlich durch die Vorschläge durch und entdeckst dabei so viel Neues und Interessantes, dass du gar nicht mehr weißt, womit deine Suche angefangen hat. Gut, dass du Pinnwände erstellen kannst, in denen du die interessantesten Pins speichern kannst.
Instagram und Pinterest: Zwei Bilderplattformen, ja, und dennoch unterscheiden sie sich sehr, was Nutzungsverhalten und – von Unternehmensseite – Marketingziele angeht.
In diesem Artikel führe ich dich durch die Stärken und auch vermeintlichen Schwächen der zwei Netzwerke. Trotz ihrer Unterschiede bieten beide Plattformen Unternehmen reichliche Marketingchancen. Welche Plattform sich besser eignet, hängt natürlich von deinen Marketingzielen ab, aber hier ein kleiner Vorgeschmack, von dem was alles möglich ist: Du kannst deine Markenbekanntheit steigern und Nutzende auf deine Produkte aufmerksam machen. Außerdem kannst du mit bestehenden Followern in den Austausch gehen und deine Umsätze steigern.
Pinterest: die digitale Pinnwand
Starten wir mal mit Pinterest: Ich öffne die App und es erwarten mich Pack-Listen für den nächsten Urlaub, Modetrends und DIY-Geschenkideen. Ich weiß gar nicht, welche Diät-Tipps, Boho-Style Einrichtungs-Hacks oder Rezepte ich zuerst ausprobieren soll.
Pinterest dient als Memory- und Inspirations-Tool für seine Nutzende beziehungsweise Pinner, wie das Netzwerk seine Nutzer:innen nennt. Die Suchmaschine für Bilder sprudelt nur vor visuellen und informativen Inhalten.
Und das macht sie schlussendlich auch aus: Hinter jedem Bild versteckt sich ein Link, der Nutzende auf eine externe Website führt, die Anleitungen, Tipps und Tricks verspricht.
Somit ist das primäre Ziel der Bildersuchmaschine, Besucher:innen auf die eigene Webseite zu führen. So kannst du Käufer:innen gleich zu Beginn der Customer Journey ansprechen und diese auf dein Produkt aufmerksam machen. Denn 97 Prozent der 1.000 beliebtesten Suchanfragen auf Pinterest haben keinen Markenbezug und Pinner sind offen für Inspiration, Vorschläge und Ideen. So startet zum Beispiel eine Suchanfrage mit "ordnungs hack“ und landet bei "den besten Ordnungshelfern“, einem Blogartikel über Schubladensysteme von Marke XYZ.
Der Halbzeitwert beschreibt den Zeitraum, bis 50 Prozent der Werbewirkung erzielt wurden. Dank der Speicherfunktion verfügen Pins über eine Lebensdauer von 3,5 Monaten während es bei Instagram Posts "nur“ 21 Stunden sind.
Deshalb sollte man bei Pinterest auch Evergreen Content einsetzen. Evergreen Content beschreibt Inhalte, die nicht veralten. Die Beiträge werden den Pinnern interessenbasiert vorgeschlagen und können somit auch Monate nach der Veröffentlichung entdeckt werden. Pinterests Smart-Feed-Algorithmus stuft Relevanz höher ein als den Posting-Zeitpunkt. Der Carry-over-Effekt wird außerdem durch das Repinnen auf Pinterest (sowie das Reposten auf Instagram) verstärkt.
Instagram: Fototelegramme
Ich gehe davon aus, dass du Instagram sehr viel besser kennst als Pinterest, deswegen komme ich direkt zum Vergleich verschiedener der Funktionsweise und Vor- und Nachteile der Netzwerke.
Die Stärke von Instagram ist es, tagesaktuell zu sein. Funktionen wie Stories, die nach 24 Stunden wieder verschwinden, geben den Followern auch nur für kurze Zeit Einblick in die virtuelle Realität der abonnierten Profile. Instagram Highlights bieten zwar Zugriff auf alte Stories, aber inwiefern Nutzer:innen diese aktiv nutzen, ist (noch) nicht herauszufinden.
Immerhin sagt uns Instagram, dass 500 Millionen Nutzende täglich mit Stories interagieren. Posts und Reels werden – anders als auf Pinterest – chronologisch abgebildet. Deshalb ordnet man Instagram dem Real-Time-Marketing zu. Hier heißt es also, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein, aka dem Feed deiner Follower.
Faktor: Posts & Pins
Instagram hat sich mit der Zeit als Pendant zu Facebook entwickelt mit dem Unterschied, dass der Instagram-Feed ausschließlich aus Bildern besteht und nicht aus Status-Updates. Die “Produktidee“ basierte auf der Schnelligkeit von Telegrammen und Sofortbildkameras. So ist die Bildbeschreibung immer noch eine optionale Angabe. Andere Nutzer:innen können liken, teilen und kommentieren, aber seien wir mal ehrlich "out of the feed, out of your mind“.
Beim Pinterest-Feed dreht sich alles um thematisch geordnete Ideen, die sich an deinen vorherigen Suchen orientieren und dir neue Inhalte, Anregungen oder Inspiration liefern wollen. Ob sie von deinen Freund:innen oder Followern kommen, spielt keine Rolle, wichtig ist nur, dass sie relevant für dich sind und das verraten deine Suchhistorie und -anfragen.
Der Erfolg eines Posts bei Instagram ist an die Follower-Zahl des Profils gebunden, da diese die Zahl der Likes beeinflusst. Bei Pinterest wiederum geht es mehr um den Erfolg des Pins und wie oft dieser geteilt wird. Ein gelungener Pin wird viele Repins erfahren und so im sozialen Netzwerk verbreitet werden.
Durch die Stories und Posts bei Instagram kannst du bestehende Kund:innen mit Behind-the-Scenes-Einblicken an dein Unternehmen binden oder deine Reichweite mit Rabattaktionen und Gewinnspielen vergrößern. Für solche kurzweilige Marketingaktionen ist Pinterest wiederum weniger gut geeignet, denn Content lebt dort länger. Wenn du einen Sale oder Gewinnspiel dort vermarken willst, achte auf eine gute zeitliche Kennzeichnung, um Pinner nicht zu verwirren, wenn sie Monate später deinen Pin entdecken.
Faktor: Community
Während auf Pinterest die Selbstdarstellung in den Hintergrund rückt, ist sie auf Instagram omnipräsent. Bei Instagram stehen die Nutzenden im Mittelpunkt und ihre Mitteilungsbereitschaft, ihre Erlebnisse und Erfolge mit uns zu teilen, bestimmt die Feed-Aktivität. Wir möchten liken, kommentieren und interagieren. Genau deswegen ist Instagram ein guter Kanal für Unternehmen, um mit ihrer Community in Kontakt zu treten.
Auf Instagram spielt sich alles innerhalb der App ab. Zwar führen Swipe-Up-Links in denAnzeigen und bezahlten Beiträge die Nutzende auf externe Webseiten, jedoch ist Website-Traffic nicht das primäre Ziel der Plattform. Auf Instagram steht der Austausch mit der Community im Vordergrund.
Bei Pinterest gibt es zwar auch eine Kommentarfunktion, sie wird allerdings nur selten genutzt. Insofern braucht man bei Pinterest sehr viel weniger für das Community Management einzuplanen als bei Instagram. Je nach Zielsetzung, kann dies ein Vorteil sein.
Faktor: Links
Instagram will die eigenen Nutzer:innen in der App halten, deswegen sind Links nur in Anzeigen oder erst nach einer bestimmten Follow-Anzahl erlaubt. Pinterest wiederum hat kein Problem damit, Links in den Pins zu erlauben und Traffic auf externe Webseiten weiterzuleiten. Es sieht sich als Vermittler zwischen Suchenden und Angebot.
9 Prozent der Website-Besuche kommen von Pinterest.
Auch ist bei Instagram der Zugang zu "neuen Informationen“ – nennen wir es mal so – geschlossen. Soll heißen: Außerhalb der Posts deines Freundeskreises, dem Explore Tab und den Profilvorschlägen von Instagram zur Erweiterung dieses Freundeskreises, siehst du bis auf Werbeanzeigen wenig neues. Will man etwas anderes sehen, macht man sich aktiv auf die Suche nach anderen Profilen.
Pinterest dagegen ist eine Suchmaschine – zwar eine Bildersuchmaschine, aber nichtsdestotrotz eine Suchmaschine, die von den Suchanfragen der Pinner lebt und die sich als direkte Anlaufstelle etabliert hat, so dass die meisten Nutzer:innen für manche Fragen direkt zu Pinterest gehen (weniger als 30 Prozent der Pinterest-Aufrufe kommen von Google & Co.).
Faktor: Bildbearbeitung
Ein Vorteil von Instagram ist der Gestaltungsfreiraum in der App selbst. Mit zahlreichen Bearbeitungsfunktionen, Filtern und Tools kannst du Bilder erstellen, bearbeiten und direkt hochladen. Genau diese Funktionen verhalfen Instagram damals zum Durchbruch.
Pinterest verfügt nicht über solche Bildbearbeitungsmöglichkeiten. Um Fotos und Graphiken zu bearbeiten, braucht man andere Programme. Aber Pinner nutzen Pinterest sowohl als App als auch in der Website-Version, Pins können über beide Wege hochgeladen und bearbeitet werden.
Ein erstes Fazit
Instagram hat sich in den vergangenen Jahren von einem persönlichen Fotoalbum für Freund:innen zu einer der größten und kommerziell erfolgreichsten Plattformen der Welt gewandelt. Das Folgen Fremder, Promis und Marken rückt immer mehr in den Feed der Nutzenden. Mittlerweile sind über 180 Millionen Unternehmen auf der App vertreten und die meisten Interaktionen erzielen Marken aus der Mode-, Fitness-, Lifestyle- und Trends-Branche. 90 Prozent der Instagram-Nutzer:innen folgen mindestens einer Marke auf Instagram.
Pinterest hat sich als "Katalog von Ideen", wie es einer der Gründer beschreibt, einen Namen gemacht. Statt stets aktuell zu sein und uns mit unseren Freund:innen zu verbinden, ist Pinterest ein virtueller Merkzettel mit Bildern, der uns hilft, in der Informationsflut des Internets den Überblick zu behalten. Früh haben sich die Branchen Lifestyle (von Kochrezepten zu Reisen und Dekotipps), DIY, Fitness und Trends hier etabliert, doch mit ein bisschen Kreativität kann jedes Unternehmen eine Nische auf Pinterest finden. Pinterest zufolge, setzen 98 Prozent der Pinner ihre Projekte, für die sie auf Pinterest recherchiert haben, auch um: eine hervorragende Chance für Unternehmen.
Du hast bestimmt auch schon gemerkt, dass der Vergleich zwischen den beiden Plattformen schwerfällt, denn richtige Konkurrenten sind die beiden Bilderplattformen nicht. Das visuelle Element verbindet sie, aber darüber hinaus unterscheiden sie sich sehr in Bezug auf Alleinstellungsmerkmale (USP), Funktionsweise und Anwendung. Und bei jeder Plattform stehen unterschiedliche Unternehmensziele im Mittelpunkt.
Pinterest wird primär zum Entdecken genutzt. Pinner suchen nach Bildern, Anleitungen und Blogartikeln. Wenn du neue Leser:innen und eine kaufbereite Zielgruppe auf deine Website holen möchtest, ist Pinterest deine Plattform. Die Langlebigkeit der Pins gibt Pinterest einen großen Vorteil gegenüber anderen sozialen Netzwerken.
Instagram wird primär zum Austausch und Teilen in der Community genutzt. Wenn du also mit deiner Zielgruppe in den Kontakt treten möchtest, ist Instagram deine App. Das war die Grundlage für die Entwicklung des Influencer-Marketings, bei dem kein Weg an Instagram vorbeiführt.
Selbstverständlich lassen sich auch beide Kanäle wunderbar miteinander verbinden. Indem du Kund:innen zu Beginn ihrer Customer Journey auf Pinterest ansprichst und ihnen deine Marke auf Instagram näherbringst. Wichtig ist, die jeweiligen Eigenheiten der Plattformen gut zu verstehen und separate Marketingstrategien für jeden Kanal zu entwickeln, um die spezifischen Stärken der Plattformen bestmöglich für sich einzusetzen.
Du hast Fragen zur Umsetzung von Unternehmenszielen auf sozialen Medien? Dann kontaktiere uns!
Wir bieten individuelle Workshops zu Pinterest-, Facebook- oder Instagram-Marketing an, passend zugeschnitten auf dein Projekt und deine Ziele.
Sehr übersichtlich. Sehr informativ. Vielen Dank!
Wir danken für dein Kommentar. Schau bald mal wieder vorbei, wir werden den Artikel um weitere Vergleichskriterien erweitern.
Bin auf deinen Blogbeitrag hier gestoßen und da ich einen Blog auch habe, versuche ich mit verschiedenen Dingen, mehr Leser und Besucher auf meinen Blog zu bringen. Instagram und Facebook, so auch Twitter habe ich schon, aber Pinterest noch nicht. Habe davon schon gehört und habe nicht gewusst, dass die Plattform so stark ist.
Danke Sophia noch mal für den Blogbeitrag, hast mir echt weitergeholfen, finde den Beitrag echt hilfreich und informativ.
Hey Karmen, das freut uns ungemein, denn wir stecken viel Arbeit in unsere Blogbeiträge mit dem Wunsch, die Inhalte so informativ und hilfreich wie möglich aufzubereiten. In diesem Sinne, frohes Schaffen uns beiden!
ich kann meinen "Vor"KommentatorInnen nur beipflichten und ich habe in diesem Artikel endlich die Antworten für mich gefunden, warum ich mit Instagram einfach nicht warm werden will. Pinterest klingt nach einem viel besseren Werkzeug für mich.
Vielen Dank
Hallo Silke,
ja, auch wenn man ähnliche Strategien umsetzen kann, unterscheiden die zwei Kanäle sich sehr und je nach Zielsetzung passt einer besser als der andere. Wir sind froh, geholfen haben zu können und wünschen viel Erfolg auf Pinterest,